Stoppt die Plastikflut: Der WWF arbeitet weltweit mit Menschen, Unternehmen und Politik zusammen, um die Vermüllung der Meere zu stoppen. So auch mit der Spendenaktion „Hilf unseren Meeren“ (wwf.de/plastikflut). Foto: wwf-Zeitungsanzeige/smartmedia
Wir haben die Schnauze voll
Die Meere voller Plastik
Das Mittelmeer gilt als Hotspot für Verschmutzung: Allein an der Oberfläche des Mittelmeers treiben laut einer aktuellen Studie derzeit 3.760 Tonnen Plastik. Wissenschaftler des Griechischen Zentrums für Meeresforschung (HCMR) ermittelten, dass jährlich rund 17.600 Tonnen Plastik im Mittelmeer landen. Die Folgen sind katastrophal: Tiere verschlucken Plastikmüll oder verstricken sich darin. Lebensräume werden durch Plastikmüll gestört. Die menschliche Gesundheit leidet unter der Chemikalienbelastung über die Nahrungskette. Auch die Küstenregionen und Strände sind von Plastikmüll immer stärker belastet. Am häufigsten von Getränkeflaschen, Verschlüssen und Deckeln. Tüten und Verpackungen für Chips und Süßigkeiten. Hygieneartikel wie Feuchttücher oder Tampons, Plastiktüten, Getränkebecher und Lebensmittelverpackungen.
Sigmar Solbach: Mein Leben – Ein Traum? Ein Blick zurück auf turbulente Zeiten. ISBN: 978-3-7597-7991-5, Verlag BoD – books on demand GmbH, 14,99 Euro, 236 S., 42 Abb., Filmografie
Lesetipp des Monats
Schauspieler Sigmar Solbach
über Leben, Liebe und Leid
Ein Schauspieler im Korallenmeer-blog? Da passt er auch hin: Sigmar Solbach liebt das Meer, überquerte als Segler dreimal den Atlantik, ist Vorsitzender der „Gesellschaft zur Rettung der Delphine“ (GRD). Wir kennen ihn aus den TV-Serien „Das Traumschiff“ oder „Unter weißen Segeln – Träume am Horizont“.
In seiner Autobiografie erzählt Solbach (Jahrgang 1946) aus seinem spannenden Leben als Mensch und Mime: Schwere Kindheit, berufliche Erfolge, bittere Niederlagen, gescheiterte Beziehungen. Er erzählt von Abenteuern zu Wasser und zu Lande, hat mit Hilfe des Buddhismus zur inneren Ruhe und einem neuen, gesünderen Leben gefunden.
„Ich widme mein Buch den vielen Menschen, die mir über fünf Jahrzehnte die Treue gehalten haben“, sagt Solbach. Es ist ein ehrliches Buch: „Man kann nur von dem schreiben, was man selber ist, was man gesehen hat, was man durchleiden musste.“ Es sind Texte, die ihren ganz eigenen Klang haben. Stilistisch überzeugend geschrieben, zugleich geschickt im Wechsel von Meinung und Erlebnissen. Dazu gehört Solbachs Liebe zum Meer und den Menschen. Der Autobiograf Solbach bleibt immer fair, klagt nicht an, macht Kollegen nicht schlecht. Eben ein Gentleman. Er wünscht sich aber auch für unsere Welt keine Machtgier, Korruption, Selbstbereicherung auf Kosten der Armen, Dinge, die uns alle an den Rand des Abgrunds gebracht haben.
Ja, Solbach spielte und schrieb Filmgeschichte, glänzte auch auf Theater- Bühnen (u. a. Hamlet, Heinrich IV in Falstaff, Marquis Posa in Don Carlos). Seine größte TV-Rolle: „Dr. Stefan Frank – der Arzt, dem die Frauen vertrauen“. Ja, Sigmars blauen Augen lügen nicht. 103 Folgen! Erinnern wir uns an seine zahlreichen TV-Rollen wie z. B in: Der Winter der ein Sommer war, Schöne Ferien, Lukas und Sohn, Die Alpenklinik.
Der beliebte Schauspieler und Segler Solbach überquerte dreimal den Atlantik, rettet Delfine und ist der berühmteste TV-Arzt aller Zeiten
Bei einer Traumschiffreise lernte er den dreimaligen Weltumsegler Rollo Gebhardt und dessen Frau Angelika kennen. Sigmar hatte Rollo schon immer bewundert, weil dieser seine erste Atlantiküberquerung mit einer nur 5,6 Meter langen Sperrholzyacht, Solveig II, meisterte. Rollo, der Segler, der mit Herz und Verstand sich schon damals für den Erhalt des bedrohten Lebensraumes Ozean einsetzte. Einmal ist Rollo vor einer Küste gestoppt worden: Kilometerlange Treibnetze bildeten eine tödliche Mauer für viele Meeresbewohner – Schildkröten, Robben und Delfine starben einen qualvollen Tod. Erschüttert von dem Tierdrama gründete Gebhardt den Verein „Gesellschaft zur Rettung der Delphine“ (GRD). Rollo und Sigmar wurden Freunde. Nach Gebhardts Tod war es für Solbach selbstverständlich, auf Bitten von Angelika Gebhardt erster Vorsitzender der GRD zu werden.
Sigmar Solbach, was für ein Leben! Ein Traum? Am Ende schreibt er: „Mein Leben ist wie ein Traum. Und auf jeden Fall bleibt es spannend!“ Er möchte noch einige schöne Reisen mit seiner Frau Claudia unternehmen und noch einige Segeltörns machen.
Weltwunder Great Barrier Reef
Leben und Sterben in der Coral Sea
Über 2.300 Kilometer erstreckt sich die größte tropische Korallenriff-Kette der Erde vor der Ostküste Australiens (Foto oben: Luftaufnahme). Das Korallenmeer ist die Heimat von über 8.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten. Eine einzigartige Gemeinschaft von Fischen, Schnecken, Muscheln und Algen. Doch das Weltnaturerbe Great Barrier Reef kämpft ums Überleben: durch den Klimawandel sterben die Riffe immer schneller.
Einsatz und Forschung im Schutzgebiet „Marine Park“
Schon lange kämpfen die
Unterwasser-Paradiese
ums Überleben
Mit am schlimmsten betroffen ist das australische Korallenmeer nördlich der Touristenstadt Port Douglas: Dort sind schätzungsweise bereits 70 Prozent der Flachwasserkorallen abgestorben. Korallen sind sensible Organismen, die nur in bestimmten Temperaturbereichen existieren können. Sie gehen eine Symbiose mit einzelligen Algen ein, von ihnen erhalten sie auch ihre Färbung. Nimmt die Wassertemperatur zu, stoßen die Korallen die Algen ab und verlieren damit auch ihre Farbe. Sie erbleichen, sie sterben. Auch das Meeresschutzgebiet „Marine Park“ (Marine Protected Area, MPA) ist davon betroffen: Hier erforschte Peter Hain (Fotos oben links) mit Wissenschaftlern schon Mitte der 90er-Jahre den Zustand der Riffe. Bereits damals hatte sich dort die Unterwasserwelt stark verändert, es gab die ersten Korallenbleichen.
Sechste Korallenbleiche in Australien
Eine monatelange Hitzewelle hat dem Great Barrier Reef in Australien sehr stark zugesetzt. Rund 90 Prozent des größten Riffsystems der Erde erlebte in diesem Jahr die sechste Massenbleiche seiner Korallen seit 1998. Das extrem heiße Wetter habe das Meerwasser immer weiter erhitzt, heißt es in einem aktuellen Report der „Great Barrier Reef Marine Park Authority“. Deswegen sind die Korallen so gestresst, dass sie die für die Färbung sorgenden Algen abstoßen, mit denen sie zusammenleben. Folge: Sie bleichen aus. Betroffen seien zahlreiche Riffe in allen Regionen.
„Die geschädigten Korallen können sich nur wieder erholen, wenn die Wassertemperaturen abkühlen“, berichtet die Meeresbiologin Madeleine von Oppen (Melbourne University). „Doch je öfter sie ausbleichen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Teile des Riffs noch mehr geschwächt werden und für immer absterben.“ Noch in diesem Sommer will das Welterbe-Komitee der Unesco entscheiden, ob das Great Barrier Reef als „gefährdet“ eingestuft werden soll. Bisher gilt für die australische Regierung das Reef als „nicht gefährdet“. Allerdings laufen auch Schutzmaßnahmen, um das Unterwasserparadies zu retten.
Australien leidet immens unter dem Klimawandel. Ex-Premier Scott Morrison stand wegen seines zögerlichen Vorgehens heftig in der Kritik. Sein Nachfolger Anthony Albanese will es besser machen – per Gesetz. Aber es gibt trotzdem große Bedenken.
Viele tote Schweinswale
an deutschen Küsten
Opfer der forcierten Energiewende?
Nicht nur Nahrungsmangel, Pestizide und alte, verlorengegangene Fischernetze gefährden den Schweinswal. So ergab jetzt eine Untersuchung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), dass die 24 an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins tot aufgefundenen Tiere durch Unterwassersprengungen starben. Man fand Auskugelungen und Frakturen der Mittelohr-Knochen, Blutungen des Unterkiefers und des Gehörapparats sowie in der für die Echoortung wichtigen Melone. Solche Verletzungen entstehen nur durch Druckwellen, die z. B. durch Sprengung von Weltkriegsmunition ausgelöst werden, vermutlich 2019 von der Bundeswehr. Das Team um die Tierärztin Ursula Siebert nimmt aber auch an, dass die Meeressäuger durch den Ausbau von Offshore-Windparks in tödliche Gefahr geraten.
Die „Grüne Energiewende“ verfolgt die Wale auch in der Nordsee, wo mehrere Terminals für Flüssigerdgas entstehen. Schon 150 Stahlpfähle für den ersten Bau wurden im Juni in den Meeresboden gerammt – unweit des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Als Gast anwesend: Wirtschaftsminister Robert Habeck!
Jetzt noch aktueller und informativer
delphinpost im neuen Design
Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) hat ihr Vereinsmagazin delphinpost grafisch neu gestaltet. Die 16-seitige Digital-Ausgabe präsentiert sich jetzt moderner und zeitgemäßer, ist noch lesefreundlicher geworden. Das neue Zeitschriften-Design war auch überfällig. Die Newsletter der GRD-Diplombiologin Verena Platt-Till und die Berichte ihrer Kollegen wurden noch einmal gestrafft, detaillierter veröffentlicht. Außerdem gibt es viele Mitmach-Angebote. Motto: „Gemeinsam kämpfen wir für den Delfin- und Meeresschutz!“
Rollo Gebhard, dem GRD-Gründer, würde die neue Ausgabe bestimmt gefallen. Schade, dass er mit keinem Wort erwähnt wurde. Bitte vormerken: Am 27. Dezember 2024 jährt sich sein Todestag zum 11. Mal. Auch die früheren Paper-Ausgaben waren gut gemacht. In meinem Delfin-Archiv fand ich die delphinpost-Ausgabe Nr. 1/2016: Die Themen „Delfinschutz in der Adria“, „Weniger Plastik – Meer Leben“ und „Geisternetze töten weiter“. Ja, die alten Probleme sind nach wie vor dieselben!
Neue Serie (1):
Das Meer der Erinnerungen
Weltumsegler Rollo Gebhard:
Großes Herz für gefährdete Delfine
Rollo Gebhard war der erste Deutsche, der zweimal einhand in einem nur 7,30 Meter langen Segelboot die Welt umrundete. Rollo zählt zu den legendären Abenteurern der Meere, gilt als Pionier im Delfinschutz: 1991 gründeten er mit seiner Frau Angelika die „Gesellschaft zur Rettung der Delphine“ (GRD). Er starb Ende 2013 im Alter von 92 Jahren.
Der Delfinschutz war für das Paar eine Herzensaufgabe, vor allem nach der gemeinsamen dritten Weltumseglung, zuletzt eine halbjährige Non-Stop-Fahrt von Australien nach Ostfriesland. Ausschlaggebend für Rollo waren seine furchtbaren Reiseerlebnisse, vor allem die Massaker an Delfinen: „Jedes Jahr kommen durch mafiöse, zerstörerische Hochseefischerei Hunderttausende Delfine, Wale, Robben, Haie, Schildkröten und Seevögel grausam und sinnlos ums Leben.“ Da wurde ich nach dem Interview GRD-Mitglied.
Rollos Motto überzeugte mich: „Um Hilfe können Delfine nicht rufen, aber wir können dafür sorgen, dass ihre Not nicht unbemerkt bleibt und dort Hilfe leisten, wo sie dringend gebraucht wird.“
Der Verein ist bis heute weltweit in Aktion und hat seine Projekte zum Schutz der Meeressäuger und ihrer Lebensräume erweitert. Die GRD finanziert sich durch Förderbeiträge und Spenden. Infos: www.delphinschutz.org. Rollos Schiff, die „Solveig III“, kann man heute im Schifffahrtsmuseum Bremerhaven bewundern. Alle Expeditionen finanzierte er selbst mit Büchern und Filmdokumentationen.
Das Wiki der Delfine und Wale
Auf der website wiki.delphinschutz.org startete die GRD jetzt einen umfangreichen Artenführer für Wale und Delfine. Das virtuelle Lexikon von Verena Platt-Till listet 92 Delfin- und Walarten und informiert über deren Populationsentwicklung, Verbreitungsgebiet, Gefährdungsstatus und Aussehen.
Vorschau
Serie (2): Das Meer der Erinnerungen
ab Frühjahr 2025
Lotte und Hans Hass,
die Tauch-Pioniere am Korallenriff
Das Paar weckte in mir Neugierde und Sehnsucht für das Korallenmeer und seine Geschöpfe. Vor allem, als ich als 13jähriger Schüler ihren Kinofilm sah. Danach traf ich Hans Hass noch einige Male bei Reportagen. Zuletzt sah ich Lotte (+2015) und Hans (+2013) auf der Düsseldorfer „boot 2009“, wo Hans Hass seinen 90. Geburtstag feierte.
Stoppt das Fangen von Korallenfischen!
Meeresschutzprojekte
der Stiftung Fondation Franz Weber
Fast alle Korallenstöcke und Korallenfischarten, die im internationalen Handel erhältlich sind, stammen aus der Wildnis. Bei Fang und Transport können bis zu 80 Prozent der Meerestiere sterben, bevor sie ein Aquarium erreichen.
Die 1991 gegründete Fondation Franz Weber (FFW) bekämpft die Plünderung der Ozeane mit vielen Schutzprojekten. So setzte sich die Stiftung aus Bern erfolgreich gegen den Bau eines Großaquariums vom Zoo Basel ein. Oder sie unterstützte Bestrebungen gegen ein geplantes SharkCity in Deutschland, das Haie aus aller Welt zeigen wollte. Zudem fördert FFW mit einer „Gran Seaflower“-Kampagne die Pläne von sechs Karibikstaaten, um die Tierwelt und das dortige Ökosystem des einzigartigen Naturerbes zu retten. Präsidentin der vorbildlichen Stiftung ist Vera Weber, die Tochter des berühmten Umweltschützers Franz Weber. Sie prägt die FFW in ihrem eigenen Stil, aber ganz im Sinne und Geist ihres Vaters.
FFW-Meeresschutz-Projekte: so die Artenvielfalt und die Ökosysteme der Ozeane schützen und erhalten. Dazu gehören auch vom Aussterben bedrohte Fischarten, wie der Banggai-Kardinalfisch, Aufnahme weiterer bedrohte mariner Zierfische in die Anhänge des UNO-Übereinkommens CITES oder Regulierung, Kontrolle und Überwachung des marinen Zierfischhandels für die Aquarien-Industrie. Hauptprojekt ist „Gran Seaflower“, ein riesiges Korallenriff gleichen Namens in der Karibik im Zentrum der Inselgruppe San Andrés. Hier versucht FFW mit NGOs vor Ort und im Dialog mit Politikern (u. a. Kolumbien, Costa Rica, Nicaragua), das hochgefährdete Riff zu retten. Weitere Infos: www.ffw.ch/de/projekte/meeresschutz/
Das Meer und der Mensch
Fast drei Viertel der Erde sind mit Wasser bedeckt. Doch wie kann man die gefährdeten Ozeane schützen? Warum sind die Meere so wichtig? Die meisten Menschen leben ja schließlich an Land. Sieben Gründe, warum wir die riesigen Wasserflächen brauchen:
1. Ohne Meer gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Die ersten Lebewesen entstanden vor etwa drei Milliarden Jahren in den Ozeanen.
2. Ohne Meere könnten wir nicht atmen. Pflanzen erzeugen Sauerstoff: Knapp jeden zweiten Atemzug verdanken wir pflanzlichem Plankton aus dem Meer.
3. Die Meere bremsen den lebensbedrohlichen Klimawandel. Wir pusten das Gas CO2 in die Luft, Teile davon speichern die Meere und verlangsamen so die fortschreitende Erderwärmung.
4. Ohne Ozeane würde es viel weniger regnen. Ein großer Teil der Wolken besteht aus verdunstetem Meerwasser.
5. Fische ernähren Millionen Menschen. Das ist in Gefahr: In zwei Jahrzehnten könnte es im Meer mehr Plastik als Fische geben.
6. Die Meervölker verlieren ihre Heimat. Immer mehr Inseln in der Südsee werden durch den steigenden Meeresspiegel überflutet.
7. Ozeane gleichen Wärme und Kälte aus. In den Tropen heizt die Sonne das Meerwasser auf. Strömungen ziehen es in den Norden. Auf dem Weg gibt das Wasser Wärme an die Umgebung ab – wie eine Heizung.
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